Welcher Beziehungstyp bist du? Und wie wächst ein Kind zu einem gesunden Menschen mit starken Beziehungen heran?
Bindung zum eigenen Kind aufbauen ist in aller Munde. Aber wie sieht es eigentlich mit deiner eigenen Bindung aus? Wie hängt dein Bindungsstil mit deiner Partner:innenwahl zusammen bzw. mit deinem heutigen Beziehungstyp? Wieso fühlst du dich in Beziehungen vielleicht häufig gestresst oder führst noch nicht die Beziehung, die du eigentlich führen möchtest? Was ist ausschlaggebend für eine starke Beziehung zu dir und anderen? Lies folgenden Text.
Bindungsstil VS Beziehungstyp: In diesem Text spreche ich von Bindungsstil, wenn es um deine ersten Bindungs- bzw. Beziehungserfahrungen in der frühen Kindheit geht. In der Entwicklungs-psychologie geht man davon aus, dass deine Bindungs- bzw. Beziehungserfahrung der ersten Lebensjahre besonders prägend ist für dein Selbstbild und deinen späteren Beziehungstyp. In meiner Definition gestaltet sich dein Beziehungstyp im Erwachsenenalter aus deinem Bindungs-erleben im Kleinkindalter sowie aus Glaubenssätzen und Verhaltensweisen,
die sich daraus entwickelt haben.
Wer sich mit Prägungen des eigenen Beziehungstyps auseinandersetzen möchte wird schnell auf die Bindungstheorie von Bowlby stoßen, die durch Mary Ainsworth unterstützt wurde. Die Bindungstheorie besagt, dass alle Menschen mit einem natürlichen, lebenserhaltenden Verhaltens- und Beziehungssystem geboren werden. Dies gewährleistet das Überleben eines Säuglings bzw. Kindes und besteht aus einer Balance zwischen einem natürlichen Bindungs-verhalten und einem natürlichen Explorationsverhalten. Mary Ainsworth
entwickelte den „Fremde Situation“ -Test (für Bindungspersonen und Kinder im
Alter von 12-18 Monaten), indem verschiedene Bindungsstile ermittelt werden
konnten: unsicher- vermeidender Bindungsstil, sicherer Bindungsstil, unsicherer-ambivalenter Bindungsstil und (unsicher)- desorganisierter Bindungsstil. Diese vier Bindungsstile unterscheiden sich sowohl im Verhalten der Bezugsperson als
auch in der Qualität der Bindung bzw. Beziehung. Sicher gebundene Kinder zeigten
im Test ein balanciertes Verhalten von Bindungs- und Explorationsverhalten, während unsicher gebundene Kinder ein dysbalanciertes, bizarres Verhalten zeigten.
Weitere Studien aus der Bindungsforschung ermittelten, dass man bereits in jungen Jahren Tendenzen erkennen könne, wie sich Kinder beruflich und emotional entwickeln werden. Bezogen auf das Selbstwertgefühl beispielsweise zeigen sicher gebundene Kinder auch als Erwachsene häufig ein gesundes Selbstwertgefühl während es bei unsicher gebundenen Kindern sein kann, dass sie immer wieder hinterfragen, ob sie wirklich geliebt werden, sich selbst nicht unbedingt als liebenswert einschätzen oder gar davon ausgehen nicht liebenswert zu sein. Darüber hinaus spiegelt auch das Beziehungsverhalten im Erwachsenenalter den frühkindlichen Bindungsstil wider. Sicher gebundene Kinder zeigen als
Erwachsene häufig einen sicheren Umgang mit Emotionen, eigenen Grenzen und Werten sowie ein gesundes Urvertrauen und ein positives Selbstbild. Hingegen unsicher
gebundene Kinder als erwachsene Menschen in Beziehungen häufig Stress empfinden
durch das Gefühl von Unsicherheit bzw. Unklarheit, der Idee von Verantwortungs-übernahme oder Kontrolle, durch negative Erwartungshaltungen oder emotionales Blockieren bzw. keine oder bizzare emotionalen Gefühle. Auch eine übermäßige Fixierung auf Partner:innen oder eine (erwartende) Verschmelzung ist denkbar. Erleben Kinder einen (unsicher-) desorganisierten Bindungsstil beispielsweise kann es im Erwachsenalter zu Aggression, Depression oder Suchtverhalten kommen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich ungesunde erste Bindungs-bzw. Beziehungserfahrungen sowohl körperlich als auch mental auf die Gesundheit
auswirken können. Allerdings ist der Bindungs- bzw. Beziehungstyp nicht
festgelegt und es ist möglich zu unterschiedlichen Bezugspersonen auch verschiedene Bindungsstile aufzuweisen. Die Kombination aus Bindungsstil,
Beziehungserfahrung und Glaubenssätze ist ausschlaggebend dafür, welche
Beziehung wir zu uns, zu Kolleg:innen, Freund:innen und zu unseren Kindern
leben oder auch welche Partner:innen wir wählen. Durch das Wissen und die Begegnung und Auseinandersetzung mit unserem Bindungsstil bzw. unserem Beziehungstyp können wir die Beziehung leben, die wir leben möchten.
Sind an allem unsere Eltern Schuld? Sind wir als Eltern Schuld?
Nein. Ist es einer Mutter, einem Vater oder einer anderen engen Bindungsperson nicht
möglich einen gesunden Bindungsstil zu leben könnte das das Ergebnis von
inneren und/ oder äußeren Umständen eines Menschen sein. Dazu gehören Einflüsse, wie die Kultur, die politische Situation eines Landes, medizinische Eingriffe, pädagogisches Leittbild, eigene Bindungs- und Beziehungserfahrungen, frühkindliche Traumata, Sozialisation und noch sehr viel mehr. Nicht immer lässt sich in einer Therapie der Ursprung ermitteln und doch ist es möglich einen anderen Weg für seine zukünftigen Beziehungen zu wählen.
Fazit: Du entscheidest welche Beziehung du primär leben möchtest. Unser Beziehungstyp lässt sich auch im Erwachsenenalter noch verändern und entscheidet darüber, wie sicher oder unsicher wir uns in unseren Beziehungen fühlen, inwieweit wir uns auf die Bedürfnisse unseres Gegenübers einlassen können, welches Werkzeug wir in Konfliktsituationen zur Verfügung haben, welche Kommunikation wir pflegen und wie gestresst oder frei wir uns in Beziehungen fühlen.
Wenn du merkst, dass du nicht die Beziehung führst, die du gerne führen möchtest, es immer wieder zu Rechtfertigungen, Stress und
Streitigkeiten kommt in deiner Beziehung oder du vielleicht merkst, dass du oft
an deine Grenzen stößt und unsicher bist, ob das alles so richtig läuft wie es läuft, könnte mein Mentoringprogramm MentorME für dich interessant sein.
Sei es dir Wert gesunde Beziehungen zu führen. MORE ME MORE WE –
Feel free to be a coachee!
#beziehungsstil #beziehungstyp #fruehekindheit #praegungenausderkindheit
#bindung #beziehung
Constanze
Hallo, ich bin systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin und Logopädin. Mein Fokus liegt auf MORE ME MORE WE - Normalize therapy. Bei mir bist du richtig, wenn du dich für mental health, gesunde Kommunikation und eine starke Beziehung zu dir und anderen, interessierst. Erfahre mehr über mich auf meiner Website oder buche dir gleich hier ein Erstgespräch. Online oder vor Ort - ich freue mich auf dich!
Related Posts
Meine persönliche Geschichte in 7 Fragen – ein Interviewauszug
1. Was sind die prägnantesten „Hard-Facts“, die dich zur Therapeutin haben werden lassen? me: Mmh… Hard-facts… auf jeden Fall die
Narzissmus in der Familie
Narzissmus in aller Munde – aber was ist Zuhause los, wenn Menschen mit narzisstischem Verhalten Eltern werden? Wie zeigt sich